Donnerstag, 11. November 2010

Flüchtig glücklich

Von Sparklenina.

Sonntagsmorgens, das Licht des schon fortgeschrittenen Tages färbt unsere nackten Körper von grau zu weiss, während unsere Geister locker zwischen Schlaf und Wachsein hin und her schwingen. Sanft lasse ich meinen Arm auf deiner Schulter nieder und lege meinen Kopf darauf. Von hier habe ich eine schöne Aussicht auf die linke Seite deines Halses, einen Teil deiner Brust und das Profil deines Gesichts, Ich beobachte dich mit müden Augen, lausche deinen gleichmässigen Atemzügen und frage mich, ob dich in diesem Moment irgendwer auf dieser Welt so gut kennt wie ich.

Mit ein wenig unerklärbarem Stolz betrachte ich dich. Der Alkohol der letzten Nacht hat dir die Farbe aus dem Gesicht genommen, der Schlaf dir einen neutralen Gesichtsausdruck verpasst. Ich frage mich ob du im Schlaf genau der bist, der du wirklich bist, da du dich ja nun nicht verstellen, benehmen, bemühen kannst. Dieser Moment hat etwas Pures, Friedliches an sich. Im nächsten Moment regst du dich, dein Kopf fällt ein wenig zur Seite, sodass ich nun nur deinen Nacken sehen kann. Wieviele wohl deinen Nacken so gut kennen? Ich frage mich, warum ich soviel Stolz empfinde in diesem Moment. Immerhin bist du gar nicht Meins; nie gewesen und auch nie als Solches versprochen.

Und doch sind es gerade diese Momente, die mein Leben so bereichern. Nein, das ist falsch ausgedrückt, mein Leben ist auch ohne diese Momente sehr reich, aufregend, und vor allem ganz anders als Deins. Dies ist auch der Grund warum es meist nur bei diesen Momenten bleibt. Sie verschwinden schnell und oft ohne die Gewissheit wann und vor allem ob sie wieder passieren. Ich habe mich gewöhnt, an diese Ungewissheit und irgendwie ist es auch genau das, was unsere Beziehung so aufregend, so einmalig, so chaotisch macht. Diese Momente sind wie Urlaub und nach Hause kommen auf einmal. Eine Flucht in das Vertraute, wo Worte fast unnötig, ja manchmal sogar stöhrend sind.

Unsere Beine sind verknotet, aber ich wage nicht meine zu bewegen. Ich will dich nicht aufwecken, dich denken lassen dass ich wieder hinaus will, in diese Welt in der wir nicht zusammen passen. Wo du mich in den Wahnsinn treibst und du mich nicht verstehen kannst. Wo du alte Freundschaften pflegst und ich immer mal wieder von der Bildfläche verschwinde. In der mich das Fernweh vertreibt während du tüchtig dein Leben auf festem Grund baust. Und wo die Menschen reden und analysieren und unsere Momente zerstören, verdrehen, und irgendwie verzerren. Da draussen sind wir getrennt, durch Kilometer, aber auch durch unsere eigenen Träume, Ziele, Gedanken. Wir sind wie gleichgepolte Magneten, wir stossen uns ganz natürlich ab. Doch manchmal ist die Sehnsucht, oder die Einsamkeit, die Lust, oder einfach nur der Spaß an der Sache so groß, so stark, dass es die Natur überwindet. So entstehen diese Momente. Unerklärbar und für viele unverständlich.

Draussen fallen die Regentropfen vom Fensterrahmen wie ein Vorhang. Es sieht aus als wäre es kalt und ungemütlich und nichts gibt mir den Wunsch jetzt dort hinaus zu gehen. Dein Körper wärmt mich und das gleichmässige Klopfen deines Herzens übertönt das Tropfen da draussen. Doch es wird Zeit. Ich lasse das Denken für eine Weile, versuche dieses Gefühl zu speichern, für die Nächte weit weg, alleine. Ich atme deinen Geruch ein, und bereite mich darauf vor diesen Moment von der Kategorie „Gegenwart“ in die Kategorie „Erinnerungen“ zu verschieben. Ich mag es nicht wirklich diejenige zu sein, die diese Momente beendet. Es gibt mir etwas Unruhiges, es macht mich irgendwie nervös. Ich seufze und drehe mich langsam von dir weg, richte mich auf und sehe dir zu wie du dich streckst und dir den Schlaf aus den Augen reibst. Der Moment ist vorrüber, einfach weg. Und obwohl ich mir darüber bewusst bin, dass ich ihn zum Gehen zwang, trage ich doch lieber diese Schuld als am Ende die Verlassene zu sein.

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